Teil
1: Geht nicht, gibt´s nicht!
Teil
2: Back to Basics
Teil
3: Schicke Outfits für den
kleinen Geldbeutel Teil
4: Gut behütet
Teil
5: Jedem Pferd sein passender Sattel
Teil
6: Pferdedecken - praktische und
schicke Pullis fürs Pferd
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Der Sattel stellt die
Verbindung zwischen Reiter und Pferd dar. Somit dient er nicht nur als Hilfsmittel
für den Reiter, nicht vom Pferd zu fallen, sondern stellt auch ein Kommunikationsmittel
dar. Nicht zuletzt soll der Sattel das Pferd vor Fehlbelastungen schützen, doch
dazu muss er dem Pferd exakt passen.
Obgleich bei der Kaufentscheidung
eines Sattels durchaus auch die Farbe, Ledermusterung, eventuelle Silberverzierung
und eine gefällige Form eine nicht unerhebliche Rolle spielen, müssen all diese
Dinge zu Gunsten einer perfekten Passform zurückstehen. Was nützt ein hübscher
Sattel, wenn dieser dem Pferd Druckstellen verursacht? Da hilft auf Dauer auch
kein zweites Pad oder anderweitige Abpolsterungen – ein Sattel, der nicht passt,
kann auch nicht passend gemacht werden! Da es nicht immer einfach ist, für jedes
Pferd einen Sattel zu fi nden, der sich perfekt an dessen Rücken anschmiegt, stellt
sich die Frage, inwieweit man Abweichungen tolerieren kann und welche Auswirkungen
nicht passende Sättel haben können. Dazu muss man wissen, dass Pferde durchaus
in der Lage sind, Fehlbelastungen zu kompensieren – trotzdem ist irgendwann das
Ende der Fahnenstange erreicht, was letztendlich zu pathologischen Auswirkungen
führen kann. Dann allerdings ist es oft schon zu spät, um sich um einen anderen
Sattel zu kümmern…
Anzeichen für nicht passende Sättel
Je nachdem, an welcher Stelle ein Sattel nicht auf das jeweilige Pferd passt,
kann es zu Druck- oder Scheuerstellen am Pferderücken kommen. Erste Anzeichen
für einen scheuernden Sattel beziehungsweise ein scheuerndes Pad können „verwirbelte“
Haarstellen sein. Auch das so genannte Schwitzbild wird häufi g zur Beurteilung
der Sattellage herangezogen. Oft bleiben seitlich des Widerrists trockene Stellen,
während der Rest des Rückens nassgeschwitzt ist. Trockene Stellen können zweierlei
Dinge bedeuten: Zum einen besteht die Möglichkeit, dass hier zu viel Druck auf
die Haut einwirkt, so dass das Pferd durch die Poren nicht schwitzen kann. Der
Sattel kann hier aber auch eine Brücke bilden und gar nicht aufl iegen, so dass
diese Stelle gut belüftet wird und das Pferd dort nicht zum Schwitzen kommt. Das
ist auch daran zu erkennen, dass der Bereich der Wirbelsäule trocken bleibt –
obwohl das Pad auch über der Wirbelsäule liegt. Oft werden den Stellen neben dem
Widerrist und hinter dem Schulterblatt, die häufi g trocken bleiben, zu viel Druck
zugeschrieben, wobei vielmehr der Sattel auf dem Schulterblatt liegt und es so
zu einer Brückenbildung kommt. Selbstverständlich sind beide Varianten – ob zu
viel oder zu wenig Druck – nicht ideal, so dass man bei einem derartigen Schwitzbild
nach der Ursache forschen sollte.
Wenn ein Sattel angepasst wird, muss
immer im Auge behalten werden, dass sich das Pferd unter dem Reiter bewegt. Aus
diesem Grund wird ein Sattel – und sei er noch so gut angepasst – immer Druckveränderungen
am Pferderücken verursachen. Der Sattelbaum ist in der Regel ein starres Gebilde,
das sich den Veränderungen der Wirbelsäule bei Biegungen zur Seite oder Beugung
und Streckung (nach oben und unten) nicht anpassen kann. Beim Reiten eines Pferdes
wird sich der Rücken immer bewegen. In Zirkeln und Volten biegt sich das Pferd
in der Wirbelsäule. Auf der Innenseite wird sich ein Hohlraum bilden, während
außen mehr Druck auf den Rücken einwirkt.
Druckpunkte und Brückenbildungen
Wird das Pferd versammelt geritten, wölbt sich die Rückenlinie auf. Dadurch verstärkt
sich der Druck in der Mitte des Rückens und hebt den Sattel im Schulter- und Lendenbereich
stärker ab. Drückt das Pferd jedoch den Rücken nach unten weg (die Ursachen reichen
von einem zu hohen Reitergewicht bis hin zu unsachgemäßem Reiten), entsteht eine
Brückenbildung in der Mitte und der Sattel liegt verstärkt im Lenden- und Schulterbereich
auf. Und das, obwohl der Sattel auf ruhendem Pferderücken vielleicht sogar optimal
passt! Das Pferd hat also immer gewisse Veränderungen zu kompensieren. Solange
diese Abweichungen nicht zu stark werden, kann es die Druckveränderungen, die
aufgrund der Bewegung entstehen, auch gut verkraften, weil diese nicht dauerhaft
gegeben sind, sondern nur in der jeweiligen Aktion. Weil das Pferd die Druckveränderungen
durch die Bewegung und die jeweiligen Lektionen sowieso schon ausgleichen muss,
ist eine gute Passform umso wichtiger. Ein ansonsten leichter Druck beispielsweise
hinter der Schulter des Pferdes kann sich in Bewegung zu einem extrem schmerzhaften
Dauerstress entwickeln, der zunächst Muskelverspannungen und schließlich Blockaden
und sogar Lahmheiten verursachen kann.
Nicht passende Sättel können eine
ganze Palette von negativen Auswirkungen nach sich ziehen, die nicht unbedingt
direkt mit dem Sattel in Verbindung gebracht werden. Neben den direkten Druckstellen,
die in schlimmen Fällen zu offenen (auch eiternden) Wunden oder im weiteren Verlauf
(unter anderem aber auch schleichend) zu weißen Haarstellen führen können, kann
ein unpassender Sattel indirekt für massive gesundheitliche Schäden beim Pferd
verantwortlich sein.
Die Auswirkungen können „einfache“ Stresssymptome
sein, die sich in zurückgelegten Ohren oder Aufstampfen mit dem Huf beim Satteln
äußern können. Es können sich aber auch schwerwiegende Lahmheiten und degenerative
Knochenveränderungen im Rücken entwickeln. Zunächst wird sich immer die Muskulatur
verspannen, wenn eine Druckstelle Schmerz verursacht. Daraus resultieren Muskel-
und schließlich Gelenkblockaden – die Beweglichkeit wird eingeschränkt. Die Versorgung
des blockierten Gebietes mit Nährstoffen über das Blut ist gehemmt. Schlackestoffe
lagern sich im Bindegewebe ein, was die Ursache für chronische Erkrankungen sein
kann. Diese können sich in stoffwechselbedingten Erkrankungen äußern, aber auch
zu Lahmheiten führen. Bei Bewegungseinschränkungen werden nämlich auch Gelenke
nicht mehr ordentlich mit Nährstoffen versorgt. Die Synovia verteilt sich nicht
gleichmäßig zwischen den Gelenksfl ächen, wenn die Bewegung eingeschränkt ist.
Somit kann es zu degenerativen Gelenkserkrankungen wie Arthrose kommen.
Vom Stress bis zur Lahmheit
Auch Rückenerkrankungen wie „kissing
spines“, wobei sich die Dornfortsätze der Wirbel berühren und es zu schmerzhaften
Entzündungen kommt, können durch einen unpassenden Sattel verursacht werden: Zu
viel Druck erzeugt Muskelverspannungen im Rücken. Kontrahieren der lange Rückenmuskel
(m. longissimus dorsi) und die kleinen Muskelstränge, die von Wirbel zu Wirbel
ziehen, kommt es zur Annäherung der Dornfortsätze der Wirbel. Wenn das Pferd genetisch
bedingt bereits eng gestellte Wirbel hat, kann es zu Berührungen und Entzündungen
kommen. Letztendlich verwachsen die sich berührenden Dornfortsätze miteinander,
wodurch das Pferd in dieser Rückenpartie steif wird.
Die Gefahr derartiger
und ähnlicher Rückenprobleme sowie Lahmheiten und auch innere Krankheiten kann
man mit der Wahl eines passenden Sattels eindämmen. Die Suche nach einem passenden
Sattel kann jedoch zu einer Odyssee werden, insbesondere wenn das Pferd ungleich
ausgeprägte Schultern, einen extrem hohen Widerrist (dessen Ursache aber meistens
ein durchhängender Rücken, sprich eine zu schwache Bauchmuskulatur, ist) oder
eine von der Norm abweichende Rückenform hat. Für solche Pferde wird oft ein Sattel
maßgeschneidert, was meist gut gemeint ist, aber nicht immer von Erfolg gekrönt
wird. Der Kunde wartet oft mehrere Wochen oder gar Monate auf den maßgeschneiderten
Sattel. In der Zwischenzeit aber hat sich sein Pferd muskulär verändert, so dass
selbst der maßgeschneiderte Sattel nicht mehr passt.
Die Form des Rückens
ist nicht nur genetisch bedingt, sondern auch vom Training (Auf- und Abbau der
Muskulatur) sowie der Fütterung (Fettab- oder Aufbau) abhängig. Nicht nur das
Training selbst, sondern auch die Art des Trainings bestimmt die Rückenform, dessen
Muskelstruktur und Beweglichkeit.
Sattel richtig anpassen
Gerade weil die ganze Sache so komplex ist und viele Faktoren Einfl uss nehmen,
ist es besonders wichtig, einen möglichst perfekt sitzenden Sattel zu wählen.
Weil Pferde einem ständigen Umbau durch Training und Fütterung unterworfen sind,
ist es außerdem wichtig, die Sattelpassform mindestens alle sechs Monate erneut
zu überprüfen.
Die wichtigsten Punkte, auf die bei der Anpassung eines
Sattels geachtet werden muss, sind folgende:
Zunächst wird die Lage
des Sattels ohne Pad auf dem Pferderücken begutachtet. Der Widerrist muss eine
Freiheit von mindestens drei Fingern haben und die Winkelung des Sattels mit der
der Schulter übereinstimmen. Zu enge Sättel drücken hinterm Schulterblatt, zu
weite fallen hingegen zu tief auf den Widerrist. Schiebt man die fl ache Hand
unter den Sattel, kann man gut die Stellen erfühlen, an denen der Sattel eventuell
drückt. Insgesamt darf der Sattel nicht zu lang oder zu kurz sein. Wenn der Sattel
zu lang ist, verlagert sich der Schwerpunkt zu weit in Richtung Lendenwirbelsäule,
die dann einer zu starken Belastung ausgesetzt ist. Der tiefste Punkt des Sitzes
muss mit dem Schwerpunkt des Pferderückens übereinstimmen. Etwas längere Skirts
stören hingegen weniger, wenn der Tiefpunkt stimmt. Bei Wendungen schieben sich
die Skirts in der Regel gut über die Hüfthöcker hinweg, so dass hierin meist kein
großes Problem besteht. Oft jedoch liegt der Schwerpunkt bei langen Sätteln eben
zu weit hinten, was wesentlich bedeutender ist.
Wichtig sind der Rückenform
angepasste Bars, die somit geschwungen sein müssen. Gerade Bars können auf keinem
Pferderücken passen, weil jeder Rücken mehr oder weniger „Schwung“ hat. Mit einem
Sattelgitter, das dem Rücken nach zurechtgebogen und anschließend von unten an
den Sattel gelegt wird, ist gut zu erkennen, ob der Sattel eine Brückenbildung
hat oder plan aufl iegt.
Wenn der Sattel auf dem Pferderücken liegt, sollte
dieser fest sitzen, auch ohne gegurtet zu sein. „Schwimmende“ Sättel hingegen
liegen nicht gut auf, haben zu wenig Aufl agefl äche und große Brückenbildungen.
Der Westernsattel muss auf beiden Seiten der Wirbelsäule – auf dem muskulären
Bereich – plan aufl iegen. Die knöchernen Areale hingegen dürfen nicht belastet
werden. So muss auch die Wirbelsäule komplett frei liegen. Der Sattel muss für
die Wirbelsäule einen genügend breiten Kanal freihalten, damit auch Biegungen
ohne Einengungen durch den Sattel problemlos möglich sind.
Ein Sattel,
der alle Kriterien für eine gute Passform erfüllt, behindert das Pferd in seinen
Bewegungen nicht. Zusätzlich muss er aber auch noch dem Reiter passen, so dass
der Sitzform und -größe ebenfalls entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt werden
muss. Die Steigbügelaufhängung (die meist aber variiert werden kann) trägt ebenso
zum korrekten Sitz bei, der wiederum insgesamt für die richtige Schwerpunktbelastung
verantwortlich ist.
Quelle: Renate
Ettl für westernreiter (EWU)
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