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Die Anpassung eines Westernsattels
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Immer wieder ist von Schwierigkeiten mit der Passform von (Western-)Sätteln zu hören. Deshalb gebe ich hier nun eine kurze Information darüber, wie eine Sattelanpassung funktioniert und was genau zu beachten ist.

Wie gut ein Sattel auf einem Pferd liegt, hängt von vielen Größen ab: Zu beachten sind die Weite des Sattelbaumes (gemessen wird der Abstand zwischen den Bars an der Stelle, an der die Fork in die Bars übergeht), die Winkelung der Bars in der Schulter und im hinteren Bereich, der Twist (das ist die Drehung der Bars über die Längsachse, woraus sich dann die verschiedenen Winkelungen vorn und hinten ergeben), und der Rock. Letzteres wird auch als Schwung des Sattels bezeichnet, wie wir später noch sehen werden ein oft zu wenig beachtetes, aber enorm wichtiges Moment.

Durch das Reitergewicht wird immer ein gewisser Druck auf den Pferderücken ausgeübt. Das ist unvermeidbar. Der Sattel hat nun die Aufgabe, dieses Reitergewicht möglichst gleichmäßig auf eine große Fläche auf dem Pferderücken zu verteilen. Dies wird erreicht, wenn der Sattel in der Bewegung des Pferdes (nicht etwa im entspannten Stehen) vollständig auf dem Pferderücken aufliegt. Jegliche punktuelle Auflage sollte also vermieden werden. Manche Pferde haben aber eine empfindliche Haut und reagieren schon bei leichtem Druck mit Funktionsstörungen der Schweißdrüsen. Dies ist vor allem auch der Tatsache geschuldet, das heutige Reiter oft viel größer und schwerer sind, als das z.B. bei den Cowboys noch der Fall war.

Wenn wir also unter dem Sattel trockene Stellen finden, die sehr groß sind und so den Sattelbaum nahezu vollständig abbilden, kann man davon ausgehen, dass der Sattelbaum vollständig auf dem Pferd aufliegt. Das ist der optimale Zustand, der nicht verbessert werden kann. Findet am aber kleine trockene Stellen vor Allem im Bereich der Schultern, so ist das meist ein Indiz dafür, dass der Sattel(baum) nur punktuell auf dem Pferd liegt und somit der größte Teil des Reitergewichtes auf einer sehr kleinen Fläche wirkt. Das führt dann später zu Bewegungsstörungen des Pferdes, den allseits bekannten weißen Haaren oder gar zu Muskelrückgang (Atrophierung) der betroffenen Muskelpartien.



Betrachten wir nun die einzelnen Größen, die am Sattel für die Passform von Bedeutung sind:

1) Die Weite des Sattels

Die Weite des Sattels ist das Maß zwischen den Bars, an der Stelle gemessen, wo die Fork in die Bars übergeht. Anders gesagt: die Weite am unteren Ende der Fork, innen im Gullet gemessen. Die Weite des Sattels bestimmt, ob der Sattel vorn an der richtigen Stelle der Schulter, nämlich auf dem Trapezmuskel liegt. Ein zu enger Sattel wandert nach oben aus und wir dann im sehr empfindlichen Bereich des Widerristes zu liegen kommen. Die Folgen sind ein klemmig laufendes Pferd, das sich über den ganzen Körper festmacht und dann später auch im Bereich der Kruppe fest wird.
Ist ein Sattel zu weit, fällt er in die Pferdeschulter hinein und steigt hinten hoch. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Fork auf dem Widerrist aufliegt. Dieser Sattel wird beim Reiten extrem hinten hochwippen. Es ist übrigens nicht möglich, mit der Hand unter den Sattel zu fahren und damit festzustellen, ob ein Sattel zu eng ist. Das erkennt man nur an der Positionierung des Sattels im Schulterbereich.



2) Die Winkelung der Bars

Die Winkelung der Bars ist sehr entscheidend für eine gute Passform des Sattels. Der Sattel muss an allen Stellen genau parallel zum Pferd liegen. Nur so erhält man eine vollflächige Auflage des Sattels.
Ist der Sattel beispielsweise in der Schulter zu steil, wird er nur im unteren Bereich der Bars auf dem Pferd liegen, was zu dem schon oben erwähnten hohen Druck auf kleiner Fläche führt. Ist der Sattel hingegen zu flach in der Winkelung, so wird es im oberen Bereich eine kleine Fläche mit stark erhöhtem Gewichtsdruck geben, alles mit den bekannten Folgen für das Pferd.

3) Der Twist der Bars

Mit Twist bezeichnen wir die Drehung der Bars über die Längsachse, so dass man hinten einen anderen Winkel erhält als vorn. Hier gilt das Gleiche wie schon bei der Winkelung: Der Sattel(baum) muss in der Bewegung vollständig auf dem Pferderücken aufliegen.

4) Der Rock des Sattels

Kein Pferd ist in der Lage, das Reitergewicht nur mit seiner Muskelkraft zu tragen. Dazu braucht es eine Statik, ähnlich der Statik, die eine Brücke braucht um Gewicht tragen zu können. Dies kann vom Pferd hergestellt werden, indem es den gesamten Rücken, angefangen vom Nackenband über den Widerrist und dann über das Rückenband dehnt. Der Hals/Kopfbereich bewegt sich vorwärts/abwärts, die Kruppe senkt sich ab und der Rücken wölbt sich auf. Das bewegte Pferd, das von seinem Reiter aufgefordert und unterstützt wird seinen Rücken anzuheben stellt sich also vollkommen anders dar, als ein entspannt stehendes Pferd.
Genau diesem Zustand muss ein gut passender Sattel Rechnung tragen. Hat ein Sattel zu viel Rock, dann wird das Pferd mit der Mitte des Rückens den Sattel angeben, sobald es den Rücken aufwölbt.
Das ist zumindest unangenehm, meistens aber schmerzhaft für das Pferd. Es wird zukünftig den Rücken nicht mehr gern hergeben oder ihn sogar nach unten wegdrücken und vielleicht sogar den Kopf hochwerfen. Es kann das Reitergewicht nicht mehr tragen, der erste Schritt zum Senkrücken ist getan. Ein Sattel mit zu wenig Rock wird auch in der Bewegung in der Mitte eine Brückenlage mit viel Hohlraum bilden, so dass der Sattel nur vorn und hinten punktuell aufliegt. Die Folgen hieraus sind ähnlich.
Also muss bei der Anpassung darauf geachtet werden, dass der Sattel in der Bewegung vollständig auf dem Rücken liegt. Das kann man nur dann sicherstellen, wenn man sich bei der Sattelanpassung die Bewegungsmuster des Pferdes genau anschaut. Es gibt Pferde, die entspannt einen großen Schwung im Rücken aufweisen und plötzlich in der Bewegung einen fast geraden Rücken zeigen. Also: Sattelanpassung immer unter Berücksichtigung der individuellen Bewegungsmuster des Pferdes.

5) Die Länge des Sattels

Unsere Pferde, besonders die Westernpferde scheinen immer kürzer zu werden. Das ist natürlich für die Statik der Pferde gut, aber es ist nicht immer einfach, große Reiter so auf dem Pferd zu positionieren, dass das Pferd keinen Schaden nimmt. Nur die Brustwirbelsäule des Pferdes ist beweglich und auch nur in diesem Bereich darf ein Sattel liegen. Auf der Lendenwirbelsäule hat der Sattel nichts zu suchen, das ist für das Pferd extrem schmerzhaft und schädlich. Leider treffen wir gerade im Westernbereich sehr oft auf viel zu lange Sättel. Der Grund hierfür ist unverständlich.
Natürlich muss auch der Reiter noch in den Sattel passen, so dass man einen Sattel auch nicht nach Belieben kurz halten kann. In manchen Fällen stößt man dann an die Grenzen des Möglichen.
Augen auf beim Pferdkauf, Reiter und Pferd müssen auch zusammen passen.

6) Die Höhe des Gullets

Als Gullet bezeichnet man den Raum unter der Fork. Selbstverständlich muss hier genügend Widerristfreiheit vorhanden sein. 2-3 cm sind das absolute Minimum.

7) Das Rigging

Das Rigging kann am Westernsattel an verschiedenen Positionen angebracht sein. Bei den meisten Sättel finden wir Riggings in der 7/8 Position.
Es wäre schön, wenn der Sattel eine feste Position auf dem Rücken haben würde und durch das Rigging die Position des Sattelgurtes bestimmt werden könnte. In der Praxis sieht das leider meistens genau umgekehrt aus: Der Gurt wird sich nahezu immer den kürzesten Weg suchen, der liegt meist hinter dem Ellbogengelenk. Liegt das Rigging weiter vorn, so wird dadurch zwar der Sattel weiter hinten gehalten, aber man erhält einen Rotationseffekt, der den Sattel hinten hochspringen lässt. Ist das Rigging zu weit hinten, dann wird der Sattel zu weit nach vorn kommen und auf dem Schultergelenk aufliegen. Dadurch wird das Pferd natürlich immens in seiner Beweglichkeit behindert und wird die Vorderbeine nicht mehr nach vorn bringen können.

Besonders schwierig ist die Gurtung bei sehr rundbäuchigen Pferden. Dort hat der Sattelgurt beinahe immer die Tendenz direkt hinter den Ellenbogen zu rutschen, weil dort der kürzeste Weg zum Sattel ist. In diesem Fall kann nur ein sogenanntes Deep-Rigging helfen, bei dem das gesamte Rigging tief nach unten verlegt wird. Das verhindert den Rotationseffekt und man kann die Gurtung etwas weiter nach vorn legen, so dass der Sattel in der richtigen Position bleibt.

Turnschuh oder Holzclog?

Wie ist das denn nun mit den flexiblen Sattelbäumen? Passen die immer? Das ist natürlich nicht der Fall! Flexible Sattelbäume haben die Aufgabe, das Pferd in seiner Bewegung zu unterstützen oder zumindest nicht zu behindern. Sie sind keineswegs dazu gemacht, schlechte Passformen durch ihre Flexibilität auszugleichen. Dabei sollte man sich auf diejenigen flexiblen Sattelbäume beschränken, die ein flexibles Fundament haben, also die Einheit Bars und Sitz. Die Fork und das Cantle sind weiterhin aus Holz, um die Weite und die Winkelung, Twist und auch teilweise den Rock zu garantieren.
Aber diese Sattelbäume müssen genau so sorgfältig und genau angepasst werden, wie herkömmlich Holzsattelbäume auch. Wenn denn ein wirklich gut passender flexibler Sattelbaum zur Verfügung steht, dann ist das sicher für das Pferd eine gute Unterstützung. Aber: Passform geht vor! Sicher ist ein gut passender Holzbaum besser als ein schlecht passender Flexsattelbaum.
Aber wenn möglich sollten wir unseren Pferden , von denen wir ja sportliche Höchstleistung verlangen, einen solchen „Turnschuh“ gönnen.

Wie sollte man anpassen?

Es gibt mittlerweile einige Verfahren zu Anpassung von Westernsätteln. Alle haben ihre Vorteile und ihre Nachteile.
Am wenigsten Aussage und damit Sicherheit bekommt man, wenn man einfach einen Sattel aus dem LKW auf das Pferd legt , der Händler sagt: „passt super!“ und man reitet dann ein wenig. Am fertigen Sattel kann man nur sehr wenig von der genauen Passform erkennen.
Ein weiteres Verfahren wäre das Biegen eines Drahtgitters nach der Rückenform des Pferdes, das dann in den Sattel hineingelegt wird. Diese Vorgehensweise ist nur dann sinnvoll, wenn man auch die Bewegungsmuster des Pferdes berücksichtigt. Man müsste dann also das Drahtgitter bei angehobenen Pferderücken biegen.
Man kann sich vorstellen, wie schwierig es ist, hier genaue Ergebnisse zu bekommen. Ähnlich verhält es sich bei den neuen Messverfahren mit einstellbaren Messgeräten. Diese Geräte liefern zwar sehr genaue Daten, aber man muss genau wissen was man eigentlich messen möchte. Die Messdaten eines entspannt stehenden Pferdes sind für die Beurteilung der Sattelpassform aus meiner Sicht nur eingeschränkt zu gebrauchen. Die Messung mit Computermessgeräten liefert zwar auch sehr genaue Informationen über die Druckverteilung, aber erstens haben wir natürlich nicht die gleiche Situation wie später beim Reiten, denn es liegt ja noch eine weitere Matte zwischen Pad und Pferd. Außerdem gibt es sehr viele Faktoren, die das Messergebnis beeinflussen. So werden schon allein zwei verschieden Reiter sehr verschiedene Ergebnisse bringen. Hinzu kommen die natürliche Schiefe des Pferdes und die natürliche Schiefe des Reiters. All das muss man bei der Interpretation der Daten berücksichtigen. Dazu braucht es sehr viel Erfahrung mit dem Gerät.
Bleibt noch die Anpassung der nackten Sattelbäume. Ein gutes Verfahren, bei dem man sehr genau sehen kann, wie und wo der Sattel zu liegen kommt. Natürlich müssen auch hier die Bewegungsmuster mit einfließen. Letztlich ist dieses System auch für den künftigen Sattelbesitzen das transparenteste, denn er kann sich selbst ein Bild davon machen, wir der Sattelbaum auf seinem Pferd liegt.

Das Sattelpad

An dieser Stelle wird man auf viele unterschiedliche Auffassungen treffen. Ein Trainer, der mit ein- und demselben Pad 10 oder mehr Pferde am Tag reitet braucht sicher aus hygienischen Gründen eine anderes Pad als jemand, der ein Pad nur für ein Pferd benutzt.
Deshalb seien hier nur einige allgemeine Anforderungen genannt, die ein Pad erfüllen muss:

1) Das Pad sollte atmungsaktiv sein, damit der Rücken gut belüftet ist.

2) Das Pad sollte gute Druckverteilung gewährleisten. Das ist in der Regel dann der Fall, wenn das Pad Einlagen hat, die nicht zu weich sind. Ideal sind hier die viskoelastischen Einlagen, die man auch aus dem medizinischen Bereich kennt.
3) Ideal sind Pads, die aus Naturmaterial bestehen, z.B. Lammfell oder Schafswolle. Hier können wir die beste Haut- bzw. Fellverträglicheit erwarten.

4) Ein absolutes NoGo: Pads, die im Schulterbereich verdickt sind, um zu weite Sättel passend zu machen. Diese Pads bilden immer hinter der Verdickung eine Brücke, der Sattel liegt hohl und läuft schräg nach hinten in den Rückenbereich. Ausnahme: Pads, die fließend von vor nach hinten dünner werden ohne eine Treppenbildung.

Zum Autor

Bernd Böse beschäftigt sich seit ca. 10 Jahren intensiv zunächst mit dem Bau, später hauptsächlich mit der Anpassung von (Western-)Sätteln.
Er ist Experte im wittelsbuerger.com-Leserforum und beantwortet dort gerne Ihre Fragen.


Weitere Informationen und Bilder bzw. Illustrationen zu diesem Thema finden Sie im Internet unter www.westernsaddle.de




Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,

z.B. Petra Roth-Leckebusch für den Bereich Zucht.
Zum wittelsbuerger.com-Expertenforum gelangen Sie hier.

Quellewesternreiter

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