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Zähne und Nahrungsaufnahme als
Schlüsselfaktoren zum Wohlbefinden
Haken auf den Zähnen bereiten Pferden Kauprobleme,
genauso wie ein Gebiss, welches
beim Reiten an die Zähne schlägt. Auch ein fest
angezogener Nasenriemen fügt Schmerzen zu,
was gar zu Unrittigkeit führen kann.
Früher haben Pferde in der Steppe gelebt und
sich von Gras und Ästen ernährt. Ihre ständige
Bewegung auf der Suche nach Futter hat zum
Einen dazu geführt, dass sie sich ausreichend
bewegt haben, zum Anderen war jedoch auch
eine fortwährende Nahrungsaufnahme mit einem
dem Boden zugeneigten Kopf gesichert,
was wiederum die Kau- und die Nackenmuskulatur
in Bewegung hält. Heute ist es üblich,
Pferde in Boxen zu halten und ihnen Futter aus
Trögen zu füttern, die oftmals viel zu hoch angebracht
sind. Die Muskulatur wird permanent
angespannt, was wiederum zu Verspannungen
im Halswirbelbereich und damit zu Blockaden in
demselbigen führen kann. Heunetze, bei denen
die Pferde den Kopf zum Fressen hoch nehmen
müssen, sind ebenfalls Gift für die Muskulatur
und die Wirbel eines Pferdes.
Offene Boxen sind dagegen toll: Die Pferde können
alles mitbekommen und rausschauen. Aber
ist die Höhe richtig für Ihr Pferd? Auch hier führt
das permanente anspannen der Halsmuskulatur
zu Verspannungen – der Hals wird hochgehalten
und der Rücken weggedrückt, was zu
einer dauerhaften Reibung einzelner Wirbel im
Rückenbereich und somit zu Schmerzen und
Entzündungen führen kann. Ebenso führt dies
zu einer Unterhalsbildung, die wir als Reiter
vermeiden wollen!
Es sind manchmal Kleinigkeiten, die, wenn auf
optimale Bedingungen geachtet wird, größere
Schäden im Vorfeld verhindern können.
Beobachten Sie Ihr Pferd gut!
Wichtig ist es, sein Pferd ständig genau zu beobachten.
Schon beim Herunterholen von der
Weide sollte man darauf achten, ob das Pferd
gleichmäßig läuft bzw. ob sich die Schrittfolge
gleichmäßig anhört. Viele Pferde, die einen Beckenschiefstand
haben, haben an den hinteren
Hufen oftmals Abschürfungen vom „Schlurfen“
der Hufe über den Boden.
Lässt sich Ihr Pferd unter dem Sattel evtl.
schlecht biegen oder verwirft es sich beim Stellen
im Genick? Dies können Hinweise auf evtl.
Blockaden im Halswirbelbereich sein.
Tiefe Dellen im Bereich hinter dem Schulterblatt
können von einem schlecht sitzenden Sattel
kommen: Der Trapezmuskel wird durch einen
zu engen Sattel weggedrückt, und somit ist
das Vorwärtsführen des Vordergliedmaße eingeschränkt,
was wiederum zu wenig Raumgriff
und zu verkürzten Schritten bis hin zur Lahmheit
führt.
Lässt sich das Pferd unter dem Reiter schlecht
biegen, tritt es zu einer Seite schlechter unter
als zur anderen oder springt es im Galopp ständig
im Außengalopp an, kann dies ebenfalls ein
Hinweis auf eine Blockade oder eine muskuläre
Verstimmung sein.
Mag sich das Pferd nicht Rückwärtsrichten lassen,
ist eine Blockade im Bereich des Iliosacralgelenkes
(ISG) möglich, genauso wie eine verspannte
Rückenmuskulatur. Hält Ihr Pferd den
Schweif zur rechten oder linken Seite, ist dies
ebenfalls ein Fingerzeig auf eine Blockade im
ISG- Bereich.
Von Hinten nach vorne
Betrachten wir das Pferd einmal von hinten:
Schwingt das Becken in der Schrittbewegung
gleichmäßig rechts und links, oder macht es
doch eher den Anschein, dass eine Seite eher
tiefer steht als die andere? Wir nennen es eine
„dreidimensionale Beckenbewegung“.
Ebenfalls sollten Sie sich den Bauch ansehen:
Ist die Bewegung im Schritt ein gleichmäßiges
Pendeln von rechts nach links und umgekehrt?
Wenn nicht, könnte dies an einer verspannten
Rückenmuskulatur liegen, genauso wie bereits erwähnt an einer Wirbelblockade im Rücken.
Von vorne betrachtet, schaut man auf die Pendelbewegung
im Hals. Das gesunde Pferd trägt
den Hals locker und schwingt ihn gleichmäßig
von rechts nach links und wieder zurück!
Aus der seitlichen Perspektive schauen wir uns
die Schrittlänge an: Bewegen sich jeweils die
vorderen und die hintern Gliedmaßen gleich?
Weitere Fragen, die der Pferdehalter
checken sollte:
Lässt sich das Pferd an der Hand Rückwärtsrichten,
oder bricht es zu einer Seite aus? Können
Sie Ihr Pferd eine Volte um Sie herum gehen
lassen und biegt es sich dabei schön im Körper,
oder ist es eher fest und verspannt und geht gerade
um Sie herum?
Kann Ihr Pferd mit Hilfe von Leckerchen oder
Möhren den Hals bis zu den Flanken biegen?
Wölbt es den Rücken schön auf, wenn man die
Leckerchen durch die Vorderbeine füttert und
das Pferd sich Richtung Boden und der vorderen
Beine dehnt?
Und tasten Sie auch einmal beim Putzen über
die Rückenmuskulatur, bis hin zur Kruppe: Zeigt
es dort ein Zucken oder drückt es den Rücken
weg?
Fachleute helfen
Indizien und Hinweise auf Schmerzen müssen
natürlich mit Hilfe von Experten wie Tierärzten,
Physiotherapeuten, Zahnspezialisten, Osteopathen,
Chiropraktikern und auch dem Sattler
behandelt und beobachtet werden.
Es ist wichtig, regelmäßig einen Schmied zur
Korrektur von Fehlstellungen zu rufen. Ebenso
wichtig ist es aber auch, zweimal im Jahr die
Zähne und den Sattel kontrollieren zu lassen.
Auch die Aufstellung eines fundierten Trainingsplans
durch einen Fachmann, der diesen gemeinsam
mit dem Pferdebesitzer erarbeitet, ist
sicherlich sinnvoll.
Denn es gilt, langfristig das Pferd gesund zu erhalten,
damit es den täglichen Anforderungen
gerecht werden kann!
Quelle:
Sandra Eichler
Horses in Motion, Ausbildungs- &
Physiotherapiezentrum
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