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Serie Starting Colts (5)
Gewöhnung an Sattel, Reitergewicht und Trense sowie das Fahren vom Boden
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„Colt Starter“, so nannte man in den USA die Personen, die fast ausschließlich für das Einreiten von Jungpferden zuständig waren. Oft verstand man unter „Colt Starting“ das schnelle Einreiten von Pferden, bis es aufgibt und nicht mehr buckelt. Die Methoden dabei waren oftmals alles andere als pferdeschonend, und der Job wurde nicht selten von ehemaligen Rodeoreitern übernommen – ein Vorgehen mit Konzept und Rücksichtnahme auf die Psyche des jungen Pferdes war dabei sehr selten. Damals war das Einreiten etwas für mutige Mannsbilder, und die Arbeit sollte meist in wenigen Tagen erledigt sein. Bodenarbeit war ein Fremdwort und nichts für „harte Männer“.

Die Zeiten haben sich geändert und – Gott sei Dank – herrscht bei uns ein anderes Bewusstsein, was den Umgang mit Pferden betrifft. Schon seit einiger Zeit weiß man, dass gerade die ersten Erfahrungen, die ein junges Pferd bei der Zusammenarbeit mit dem Menschen macht, von prägender Bedeutung sein können. Aus diesem Grund schätzt man heute ein solides Basistraining, weil es ein Fundament ist, auf das man immer wieder zurückgreift.




 

Es kommt immer wieder vor, dass mir Eigentümer ihre Pferde anvertrauen und ich sie dann frage, was mit dem Pferd schon gearbeitet wurde. Dabei kommt von meiner Seite immer die Frage nach dem Sattel. „Ja, den Sattel kennt es schon“, bekomme ich darauf nicht selten zu hören. Doch „den Sattel kennen“ ist eine Beschreibung, die ich mir gerne genauer erklären lasse. Wenn mich jemand nach dem Schauspieler Brad Pitt fragt, könnte ich auch antworten, dass ich ihn kenne. Nur getroffen habe ich ihn noch nie! Und so geht es auch manchen Pferden mit den Sätteln: Einige Pferde haben schon einmal einen Sattel gesehen. Manche haben ihn sogar bereits auf dem Rücken gespürt. Wieder Andere haben sogar schon das Angurten erlebt und einige Pferde haben ihn sogar schon mit baumelnden Steigbügeln in allen Gangarten an der Longe getragen.

Vorbereitung für das erste Satteln

„Fakt ist, dass Pferde an den Sattel und besonders an das Gurten gewöhnt werden müssen, damit wir in der Stallgasse nicht das Gefühl von ‚Hochseeangeln‘ bekommen.“

Und auch das Wackeln der Steigbügel sollte kein Drama mehr auslösen. Für den Prozess des „an den Sattel Gewöhnens“ gibt es ein paar Schritte, die den Prozess erleichtern. Schon vom Boden aus kann mit einem Bodenarbeitsseil das Gurten simuliert werden. Dazu legt man einfach das Seil über den Rücken auf der Höhe der Gurtlage, fasst unten am Bauch das Ende und zieht mit Gefühl etwas an.

Wer das mehrfach wiederholt, kann so den Gurtdruck simulieren. Die nächste Stufe wäre das Anlegen eines Longiergurtes. Warum nicht gleich den Sattel? Ich bevorzuge den Longiergurt, weil er keinen Schaden anrichtet, falls „Luzzi doch mal richtig in die Luft geht“. Würde das Pferd losrennen und der Sattel wäre noch nicht fest genug, könnte er rutschen, sich drehen und das Pferd panisch reagieren. Das passiert mit dem Gurt nicht!

Natürlich ist es sinnvoll, wenn das Pferd bereits mit Dingen auf dem Rücken konfrontiert wurde, bevor der Sattel das erste Mal aufgelegt wird. In der Regel werden Pferde mit dem Pad abgeklopft und berührt, bis es diese Berührungen duldet. Bei uns ist das nicht anders, denn dadurch können wir den Sattel bald sicher auflegen.

Durch den Longiergurt können wir nun auch angurten. Die nächste Stufe wäre nun, das Pferd mobil zu bekommen. Es muss lernen mit dem Sattel zu laufen und das Wackeln der Steigbügel zu ertragen. Vorsicht bitte bei langen Bügeln, die evtl. noch aus Metall sind und dabei gegen das Ellenbogengelenk schlagen! Das kann durch das Zusammenbinden der Bügel verhindert werden. Sie sollen zwar wackeln, jedoch dem Pferd keine Schmerzen zufügen!




Das erste Trensen

Während der Bodenarbeit der ersten Tage gewöhnen wir das Pferd außerdem an einen weiteren Ausrüstungsgegenstand, mit dem es in Zukunft zu Recht kommen sollte:

„Da eine Wassertrense anfangs einen Fremdkörper darstellt, sollte das junge Pferd daran gewöhnt werden, bevor wir Gebrauch davon machen.“

Es ist normal, dass Pferde anfangs nicht das Maul öffnen wollen. Natürlich hilft hier Üben und vorsichtiges Öffnen des Maules. Hartnäckigen Kandidaten hilft auch der „Honig-Bär“. Etwas Honig auf die Trense kann da sehr hilfreich sein, so dass das Pferd die Trense bald mit etwas Positivem verbindet! Die Trense lassen wir täglich ein bis zwei Stunden in der Box angezogen, damit es sich daran gewöhnt. Natürlich ohne Zügel und mit einer Sollbruchstelle am Kopfstück! Auch hier tragen wir Verantwortung und möchten vermeiden, dass das Pferd am Trog oder Tränkebecken hängen bleibt und sich verletzt.

Für die Gewöhnung an das Reitergewicht, die ersten Schritte unter dem Sattel und das Fahren vom Boden nutzen wir jedoch zunächst ein gebissloses Sidepull.

Die Gewöhnung an das Reitergewicht

Ist das Pferd nun an den Sattel gewöhnt, und auch die Bewegungen der Bügel während des Longierens stellen kein Problem mehr da, gewöhnen wir es an einen Reiter. Anfangs von einer Aufstiegshilfe, damit wir schon etwas weiter „oben“ und in Rückennähe sind. Dann jedoch fangen wir an, zu zweit zu arbeiten, denn vom Boden sollte das Pferd uns gut verstehen und uns vertrauen. Sicherheit ist das oberste Gebot.

In der Regel gibt es durch gute Vorarbeit keine Probleme und Step by Step steigt der Reiter in den Sattel. Natürlich nur mit etwas Gewicht im Bügel anfangen, und wenn das Pferd lieb und sicher steht, immer weiter vortasten, bis wir ganz vorsichtig den Oberkörper und das zweite Bein über den Rücken bringen können.

„Wenn der Reiter dann den zweiten Fuß in den Bügel bringt, achten wir darauf, vom ersten Tag an die Waden ans Pferd zu legen. Bewusst die Beine weg zu strecken, weil es ja erschrecken könnte, wäre der falsche Weg!“

So arbeiten wir die ersten Tage. Aufsteigen, einige Schritte führen und wieder absteigen. Das wiederholen wir innerhalb weniger Minuten öfters. Und während wir das Pferd mit Reiter führen, wird es abgeklopft und soll sich an Bewegungen im Sattel gewöhnen.

Fahren vom Boden - eine sinnvolle Vorübung

für das Anhalten unter dem Reiter Parallel zum Üben des Aufsteigens erhält das Pferd nun einige Lektion im Fahren vom Boden. Nicht zu verwechseln mit der klassischen Doppellongenarbeit, denn bei unserem Fahren vom Boden verfolgen wir hauptsächlich nur ein Ziel: Wir wollen nochmals dem Pferd klar machen, dass es bei dem Kommando „Whow“ und Druck auf der Nase stehen bleiben soll. Das wir dabei hinter dem Pferd sind, also in anderer Position als sonst (aber immer mit ausreichend Sicherheitsabstand zu den Hinterbeinen!) und es noch Seile an den Beinen spürt, sind weitere positive Begleiterscheinungen, denn sie härten ab und gewöhnen das Pferd an neue Situationen.

Aber auch für diese Lektion wird das Pferd vorbereitet. Damit es vor den Seilen an den Beinen nicht erschrickt, gewöhnen wir es an diese neuen Berührungen und Bewegungen: Zuerst streichen wir mit einer Gerte das Pferd an den Flanken ab, anschließend wiederholen wir das mit einem Seil. Das Seil befestigen wir nun locker am Sattel über die Hinterhand von einer Seite zur anderen, so dass das Pferd genau an der Stelle berührt wird, an der die Seile der Doppellonge verlaufen.

Durch unsere Bodenarbeitslektionen sollte das Pferd sicher am Strickhalfter Rückwärts gehen. Dies ist für das Fahren von großem Vorteil. Für das Fahren binden wir nun die Steigbügel unter dem Pferd zusammen; ich befinde mich direkt hinter dem Pferd (wieder mit ausreichen Sicherheitsabstand zu den Hinterbeinen). Durch Schnalzen und das Antreiben mit den Fahrleinen kriege ich das Pferd dazu, vorwärts zu gehen. Nach einigen Metern bleibe ich einfach stehen und sage „Whow“. Das Pferd spürt, wie die Seile sich spannen und Druck auf das Sidepull ausüben. In der Regel hält das Pferd an und tritt bei erneutem Druck auf der Nase einige Schritte zurück.

Diese Lektion dauert etwa 5 bis 10 Minuten – dabei wird einige Male über den Zügel angehalten. Mir ist es dabei sehr wichtig, vorwärts am losen Zügel zu fahren, damit das Pferd versteht, dass es sich frei nach vorne bewegen darf und es dann anhalten muss, wenn die „vordere Tür“ sich schließt! In der Regel genügen vier bis fünf Tage, damit die Übung schon recht gut sitzt und brauchbar aussieht.

Von der Bodenarbeit zu den ersten Lektionen unter dem Reiter

Mit dem Reiter auf dem Pferderücken verlangen wir dann allmählich die Lektionen der Bodenarbeit. Rückwärtstreten durch Druck auf die Nase, Schulter weichen lassen usw.. Der Reiter bewegt sich vorsichtig immer mehr, bis das Pferd Vertrauen in die Bewegung auf seinem Rücken bekommt und dies zufrieden und gelassen duldet.

Vor 15 Jahren machte ich diese Arbeit noch ganz alleine – zuerst die Vorarbeit, und dann stieg ich einfach auf. Gelegentlich tue ich das heute auch noch, weil man im Laufe von Jahren ein Blick für Pferde bekommt und Situationen besser einschätzen kann. Es kommt jedoch nicht selten vor, dass man Pferde bekommt, die etwas ängstlicher sind und trotz guter Vorbereitung „klemmig“ erscheinen. Jemand, der das Pferd dann führt und ein zweites sicheres, erfahrenes Pferd in der Bahn helfen solch sensiblen Tieren.

„Durch eine Führperson bei den ersten Reitversuchen und ein erfahrenes Pferd in der Bahn vermeiden wir für alle Beteiligten ein unnötiges Risiko. Außerdem tragen wir beim Anreiten immer Schutzausrüstung! – Auch, wenn wir schon Jahre keine Stürze mehr hatten!“

Vorsicht vor Selbstüberschätzung: Negative Erlebnisse vermeiden und Rat beim Profi suchen!

Diese sollten wir auch unbedingt vermeiden! Es kam in den letzten Jahren immer wieder vor, dass wir Pferde bekamen, die bereits eine schlechte Erfahrung gemacht hatten. Da dem Einreiten oftmals keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, versuchen es unerfahrene Reiter nicht selten selbst und in Eigenregie. Manchmal mit Erfolg, und bei vielen Pferden ist das Einreiten in vertrauter Umgebung Zuhause auch nicht wirklich ein großes Problem. Gelegentlich endet jedoch ein Selbstversuch erfolglos mit „negativen Erfolgserlebissen“ für das Pferd!

So kommt es vor, dass dann nach dem dritten Crash in die Bande das Pferd dann doch einem Profi übergeben werden soll, da der Vater den Wunsch hat, dass die Mutter (kann auch umgekehrt sein!) das Heranwachsen der gemeinsamen Kinder noch miterlebt. Wenn als Resultat solcher Reaktionen ein panisches und verängstigtes Pferd entstanden ist, hilft nur noch Erfahrung und Zeit! Auch der Profi braucht nun Zeit, da wir hier eine negative Erfahrung im Pferd haben und das Pferd dabei schon weiß, wie es seinen Reiter los wird. Das kann die Sache u.U. dramatisch machen. Eines hilft bei solchen Trainingsergebnissen jedoch auf keinen Fall: Das Pferd auf die Weide stellen und vergessen lassen!

Sicherheit geht IMMER vor!

Deshalb ist es so wichtig das man sich selbst und dem Trainer für diese ersten Einheiten Zeit lässt. Es gibt etliche Kollegen, die selbst nicht mehr einreiten und schon dramatische Unfälle hatten. Auch wenn unser Beruf mit einem gewissen Risiko behaftet ist, sollte immer die Sicherheit für das Pferd, die Beteiligten und den Trainer an oberster Stelle stehen.




Serie Starting Colts
Teil 1: Systematisches und schonendes Training für junge Pferde
Teil 2: Die Voraussetzungen beim Pferd, den Trainingsmöglichkeiten und dem Equipment
Teil 3: Erste Bodenarbeit und Hufe Geben
Teil 4: Zielorientierte Bodenarbeit als Vorbereitung zum Anreiten

Fortsetzung folgt…


Quelle:
Stefan Ostiadal


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z.B. Petra Roth-Leckebusch für den Bereich Zucht.
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