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Diesem „pferdigen” Grundbedürfnis ist in vielen Ställen nur schwierig
gerecht zu werden. Abhilfe schaffen können hier jedoch die altbekannten,
schon seit vielen Reiter-Generationen genutzten engmaschigen Heunetze,
die derzeit eine kleine Renaissance im Alltagsgebrauch erleben
und Pferden wie Pfl egern das Leben erleichtern. Auch unsere domestizierten
Pferde verfügen noch über den Urinstinkt, viele Stunden des Tages
mit der Futteraufnahme verbringen zu müssen. Dies hat seine Gründe:
Bei zu langen Fresspausen sterben wichtige Mikroorganismen des
Darms ab. Toxische Hufrehe, Kolik, aber auch Koppen und Weben
aus Langeweile oder der Versuch, alles erreichbare anzufressen,
können weitere schwerwiegende Folgen sein.
Bei der meist üblichen Fütterung – zwei- oder dreimal täglich
– besteht die Gefahr, dass die Pferde große Mengen Heu innerhalb
kürzester Zeit verschlingen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass
ein Sättigungsgefühl beim Pferd von der Anzahl der Kauschläge
abhängig ist und nicht von der Menge, die es zu sich nimmt. Ein
Pferd ist also erst dann wirklich satt, wenn es über einen längeren
Zeitraum gekaut hat. Aus diesem Grund kann es auch zu dem gefürchteten
Überfressen an der Haferkiste kommen – obwohl der Magen bereits
gefüllt ist, muss das Pferd weiter fressen. Kann das Pferd sein
Futter nicht lange genug kauen und einspeicheln, kommt es zu einer
Überproduktion von Magensäure – Schätzungen zufolge leiden etwa
80% aller Pferde unter Magengeschwüren.
Heunetze verlängern die Fressdauer um das Drei- bis Vierfache
Eine gute Alternative, um ein Pferd möglichst lange Zeit mit Fressen
zu beschäftigen, bietet die Verwendung von engmaschigen Heunetzen,
aus denen das Rauhfutter nur in kleinen Mengen herausgezupft werden
kann. Beobachtungen zeigen, dass sich die Fressdauer dadurch um
ein drei bis vierfaches verlängert. Im Gegensatz zur Bodenfütterung
gibt es dabei kaum Verluste, und das Heu wird nicht verschmutzt.
Es ist wichtig, darauf zu achten, das Heunetz in Bodennähe zu
befestigen. Wird es zu hoch aufgehängt (so wie es früher üblich
war), führt das zu dauerhaften Rückenproblemen und Haltungsschäden.
Der Vierbeiner sollte beim Fressen eine artgerechte Haltung einnehmen
können, bei der Kopf und Hals gesenkt sind.
Verschiedenste Größen für unterschiedliche Zwecke
Engmaschige Heunetze gibt es in vielen unterschiedlichen Größen
und Ausführungen: Für Pferde, die in Boxen gehalten werden, für
den Hänger, für unterwegs oder zum Tauchen des Heus in Wasser
eignen sich Sackheunetze mit einer Füllmenge von etwa zwei bis
13 kg gepresstem Heu. Für mehrere Pferde im Offenstall, Paddock,
Auslauf oder auf der Weide eignen sich Großraumheunetze, die es
in Standardmaßen zwischen ein und fünf Meter Breite gibt.
Befestigt werden sie an einer Wand oder freistehend zwischen zwei
Pfählen mit Hilfe von verschraubbaren Anbinderingen, Ösen oder
Karabinerhaken. Für große Raufen, aus denen gleichzeitig mehrere
Pferde fressen können, gibt es sogenannte Raufen- oder Abdecknetze,
die ebenfalls in vorgefertigten Größen erhältlich sind und einfach
über die Heuraufe gespannt werden. Weiterhin gibt es auch Netze,
in denen ein kompletter Rundballen Platz fi ndet. Einige Hersteller
fertigen auf Wunsch auch Sondergrößen – individuell passend für
die jeweilige Haltung und Anzahl der Pferde.
Die Maschenweite – ein wichtiges Auswahlkriterium
Wichtig bei der Wahl des Heunetzes ist die richtige Maschenweite,
die es in Größen zwischen 3x3cm und 7x7cm gibt. Erfahrungsgemäß
kommen die meisten Pferde mit einer Maschenweite von 4,5 cm sehr
gut zurecht. Da es hier jedoch je nach Rasse, Größe und Pferdetyp
individuelle Unterschiede gibt, sollten die Tiere besonders in
der Anfangszeit erst einmal beobachtet werden. Gegebenenfalls
beginnt man zunächst mit einer etwas größeren Masche und wechselt
nach der Gewöhnungsphase auf eine kleinere.
Um Verletzungsgefahr zu vermeiden, gilt es zu beachten, dass die
Maschenweite kleiner sein muss als der Durchmesser des Hufes.
Auch das Fressverhalten des einzelnen Tieres kann ein Auswahlkriterium
sein – für ein schnell fressendes Pferd wählt man eher engere
Maschen als für ein schwerfuttriges, ebenso wie für Ponys oder
Pferde mit kleinen, schmalen Hufen. Da die Pferde oft recht heftig
an dem Netz rupfen, ist eine gute Materialbeschaffenheit sehr
wichtig. Eine lange Lebensdauer haben reißfeste Heunetze aus Polyamid
oder Polypropylen, einem UV- und witterungsbeständigem Material
(meist grün oder schwarz).
Achtung: Verletzungsrisiko vermeiden!
Wählt man das engmaschige Heunetz, passend zum Pferdebestand,
der Haltung, Größe und dem Charakter des Tieres, trägt dies maßgeblich
zu seinem Wohlbefi nden bei. Nicht unerwähnt bleiben soll aber
das Risiko der Verletzungsgefahr für beschlagene Pferde, die mit
den Hufeisen im Netz hängen bleiben können. Aus Sicherheitsgründen
empfehlen die Hersteller den Einsatz deswegen nur für Barhuf Pferde.
Heunetze zum Selbermachen Wird auf die oben angegebenen
Maße und die richtige Beschaffenheit geachtet, lassen sich stabile
Heunetze für die Befestigung an der Wand auch preiswert und individuell
selbst herstellen. Der Fachhandel bietet dazu Anhängerabdecknetze
in unterschiedlichen Maßen an. Diese werden einfach in der gewünschten
Größe zusammen gelegt und an den Seiten mit Kordel verknüpft.
Die obere Öffnung wird mit einem Gurtschnellverschluss oder Karabinerhaken
verschlossen, so dass ein schnelles und einfaches Befüllen ermöglicht
wird. Befestigt werden die oberen Enden des Netzes in entsprechenden
Ösen oder Ringen an der Wand – eine Befestigung der unteren Enden
ist in den meisten Fällen nicht notwendig.
Quelle:
Meike
Bölts für westernreiter (EWU)
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