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Pferde-Klone: Die nächste Runde ist eingeläutet
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Die Kommerzialisierung des Klon-Geschäftes hat begonnen. Zu diesem Schluss kam bereits ein ausführlicher Bericht im Zucht-Special der März 2008-Ausgabe des „Westernreiter“, der über den Stand von Wissenschaft und Praxis des Klonens von Pferden informierte. Seitdem hat sich die „Szene“ bereits deutlich weiterentwickelt und die nächsten Schritte vollzogen. Der Schwerpunkt der Anwendung dieser Technik hat sich vom Klonen um der Wissenschaft und des Erkenntnisgewinns Willen bereits deutlich auf das kommerzielle Geschäft mit genetischen Doppelgängern zumeist hochdotierter Sport- und Zuchtpferde verlagert.

Man wendet sich also inzwischen ab von der Frage der Legitimation, des „ob“ und „wie“; statt dessen redet man nun laut über die Frage der Nutzung – und damit kommerziellen Nutzens – von Klon-Pferden. Eng damit zusammen hängt auch die Debatte über die Eintragung von Klonen in reguläre Sportpferderegister oder gar Zuchtbücher, mit der sich einige Reit- und Zuchtverbände trotz anfänglichem Widerstreben jetzt auseinandersetzen.

 

Seitdem im Mai 2003 ein Maultier als erster Equide überhaupt geklont wurde, konnte die Wissenschaft schnell weitere Erfolge feiern. Ebenfalls in 2003 präsentierten italienische Forscher das erste Klon-Pferd der Welt, eine Haflingerstute namens Prometea. 2005 nahm die Geschichte ihren Lauf:

Eine genetische Kopie des mehrfachen Distanzweltmeisters Pieraz kam auf die Welt, genauso wie ein Doppelgänger des berühmten Springpferdes Quidam de Revel. Darauf folgend stieg schließlich auch die Westernszene in das Klon-Geschäft ein. So wurden bereits im Jahr 2006 zwei Klone der berühmten Cutting-Stute Royal Blue Boon geboren, genauso wie fünf genetische Kopien von Smart Little Lena – beide „Originale“ sind mittlerweile aus dem zuchtfähigen Alter ausgeschieden. Und auch von den Cutting Champions Docs Serendipity, Lynx Melody, Tap O Lena, Playboys Ruby und Jae Bar Fletch existieren mittlerweile genetische Doppelgänger.

Nachdem in den Jahren 2007 und 2008 also weitere wertvolle Zucht- und Sportpferde erfolgreich reproduziert wurden; ist im vergangenen Jahr 2008 schließlich ein weiterer Meilenstein erreicht worden: Prometea, die als erstes Klon-Pferd der Welt berühmt wurde, brachte selbst ein Fohlen zur Welt und bewies damit, dass sich Klon-Pferde erfolgreich fortpflanzen können. Besamung und Trächtigkeit verliefen nach Angaben von Professor Cesare Galli vom Labor für Reproduktionstechniken in Cremona reibungslos.

In den Vereinigten Staaten hat der Klon der verstorbenen Stute Docs Serendipity – phantasielos als Docs Serendipity-1 registriert, im Stall aber „Greta“ genannt – ebenfalls ein Fohlen per Embryo Transfer produziert; übrigens von dem hocherfolgreichen Cutting-Vererber High Brow Cat. Und dass sich auch Klon-Hengste vermehren können, bewies die bereits erwähnte Kopie von Pieraz, als dieses Jahr sein erstes Fohlen auf die Welt kam.

Die Tür scheint also offen zu stehen für die Pferde, deren Schicksal es ist, in die Fußstapfen ihrer wörtlich zu nehmenden Vorbilder zu treten. Dabei vertreten die Institutionen, die das kommerzielle Klonen von Pferden anbieten, die Auffassung, dass eine Bewahrung und Nutzung von wertvollen Genen (z.B. verstorbener Zuchttiere oder früh kastrierter Wallache, die ihre Ausnahmeerscheinung erst in späteren Jahren im Sport bewiesen haben) im Vordergrund der Motivation zur Reproduktion eines Individuums stehen sollten. So wird beispielsweise Pieraz eine weitere Karriere als Deckhengst anstreben; seine Dienste sind bereits öffentlich zu erwerben. Auch Clayton, der Klon des Barrel Racing- Champions Scamper, wird auf diese Weise seinen Lebensunterhalt verdienen.

Und genauso soll die Mehrzahl der geklonten Westernpferde ausschließlich für die Zucht genutzt werden. Im sportlichen Einsatz liegt schließlich auch die Gefahr, weit hinter den großen Erwartungen zurückzubleiben, die an die Doppelgänger der Stars unter den vierbeinigen Hochleistungssportlern gestellt werden. In Fall des „Versagens“ könnte ein angedachter späterer Zuchteinsatz zu einem marketingtechnischen Flopp werden.

So diskutierte das Syndikat um die Smart Little Lena-Klone längere Zeit um die spätere Verwendung der Pferde. Man entschied sich schließlich gegen einen öffentlichen Sporteinsatz, obwohl Trainer Phil Rapp erklärte, dass zumindest einer der fünf Klone außergewöhnliches Talent zeige. Rapp hat jedoch noch andere geklonte Eisen im Feuer. Whats On Tap und Ruby Too (die Duplikate von Tap O Lena und Playboys Ruby) sind gerade im Training und sollen unter Umständen auch geshowt werden.

Für die Cutting Futurity bereits gemeldet ist Greta alias Docs Serendipity-1, die mit Sicherheit bei einem Start die Blicke auf sich ziehen wird. „Greta“ wurde übrigens von ihren jetzigen Besitzern David und Janet Brown auf einer Auktion der NCHA Futurity 2007 (das erste auf einer öffentlichen Auktion angebotene Klon- Pferd überhaupt) für 14.000 Dollar (!) gekauft. Allgemeines Erstaunen herrschte über den erzielten Preis – aber wie soll auch ein Pferd geschätzt werden, ohne auf Referenzen zurückgreifen zu können?

Die Motivation des Ehepaares zum Kauf dieser „Rarität“ hatte dabei nicht nur wirtschaftliche, sondern vor allem auch emotionale Gründe; schließlich war auch die „echte“ Docs Serendipity“ bereits in ihrem Besitz.

Egal ob als Zucht- oder Sportpferd genutzt:

In jedem Fall ist eine offizielle Registrierung der geklonten Pferde für ihre weiterführende Nutzung von hoher Bedeutung. Als Zuchtpferde müssen sie schließlich mit gültigen Papieren ausgestattet und vom zuständigen Verband anerkannt sein; als Sportpferde brauchen sie einen Pass für internationale Reisen und die Starterlaubnis der entsprechenden Verbände.

Nachdem das belgische Zangersheide sich bereit erklärte, Klone in ihr Register aufzunehmen, denken nun angesichts der augenscheinlich rasanten Entwicklung des Themas nun auch andere Reit- und Zuchtverbände über eine Aufnahme dieser ganz speziellen Rassevertreter in ihre Bücher auf. So hat die NCHA die Registrierung und auch den Start von Klonen auf ihren Turnieren erlaubt.

Ein gutes Zeichen für das Klon-Geschäft – schließlich macht die Cutting-Szene bisher eine der größten Kundengruppen aus und hat als eine der ersten dieses Neuland zu betreten. Cutting ist eine der höchstdotierten Sportarten überhaupt, so dass sich die 150.000 Dollar Produktionskosten für ein Klon-Fohlen bei Zuchterfolg und mit einigem Glück rentieren könnten. Auch die AQHA, die sich bislang gegen die Registrierung gesperrt hat, setzt das Thema nun auf die Agenda. Die Verbände sollten sich bei ihren Entscheidungen an dieser Stelle unbedingt ihrer Verantwortung und ihrem Einfluss auf die weitere Entwicklung bewusst sein.

Mehr dazu

AQHA: Klonen wird zentrales Thema der Convention 2009
USA: Geklontes Quarter Horse bringt im April ihr erstes Fohlen zur Welt
Cutting: NCHA lässt Klone im Turniersport zu
NCHA Futurity Sale: Doc Bar - Tochter zu verkaufen
Die ersten geklonten Quarter Horses sind da


Quelle:
Anne Wirwahn für westernreiter (EWU)


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Quellewesternreiter

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