Vor Beginn des Finales der FN-anerkannten Deutschen Meisterschaft Reining galt
er noch als „Geheimtipp“ – bis er sich souverän gleich mit zwei Pferden an die
Spitze des hochkarätigen Teilnehmerfeldes setzte und die Konkurrenz hinter sich
ließ. Emanuel Ernst heißt also der amtierende Deutsche Meister FN Reining, frisch
gekürt auf den German Open in Bad Salzufl en.
Zur Erinnerung: Auf Legends Diamond Doc
slidete Emanuel zu einem Score von 221 und
holte damit den Meistertitel, auf Snapper Glo
Bar scorte er zudem eine 219,5 und lag damit
gleichauf mit Maik Bartmann auf dem zweiten
Platz (Tie). Da die FN-Regelung jedoch besagt,
dass ein Reiter nicht zweimal in die Medaillenränge
kommen kann, fi nden sich Emanuel Ernst
und Snapper Glo Bar offi ziell auf Rang Vier in
den Ergebnislisten.
Doch nicht nur in Bad Salzufl en fi el Emanuel
durch gute Leistungen positiv auf, er kann auf
ein insgesamt sehr erfolgreiches Jahr 2006 zurückblicken.
Unter anderem gingen auch der
NRHA SBH Open Futurity Reserve Champion-Titel
und mehrere NRHA Bronze-Trophies an ihn.
Grund genug, den 27 Jahre jungen,
aufstrebenden Trainer in dieser Ausgabe
des „Westernreiter“ ausführlich
vorzustellen.
Promotion
Westernreiter: Bad Salzuflen war ein großartiger
Erfolg für dich – eigentlich hast du sogar
einen Doppelerfolg verbuchen können. Hand
aufs Herz: hast du damit gerechnet?
Emanuel Ernst: Das war wirklich ein toller Erfolg.
Mit der Erwartung, Erster und Zweiter zu
werden, sind wir nicht nach Bad Salzuflen gefahren.
Vielleicht schon das Finale zu machen,
aber – in so einer Ausscheidung ist das Niveau
halt immer sehr gut. Da kommen die guten Reiter
mit ihren guten Pferden, und die reiten auch
nicht um ein bisschen auszuprobieren, sondern
um ins Finale zu kommen und im Finale vorne
zu sein.
W: Was für ein Gefühl hattest du im Vorlauf?
EE: Im Vorlauf war ich mit meinen Pferden Erster
und Dritter, da wusste ich, dass wir ganz gut
dastehen und habe gemerkt, dass wir uns gut
und auf den Punkt vorbereitet hatten.
W: Und im Finale?
EE: Im Finale konnten wir dann die gleiche gute
Leistung noch einmal abrufen. Schon beim Abreiten
hatte ich ein gutes Gefühl, und in der
Showarena hat sich das dann bestätigt. Man
weiß nie, was in der Showarena passiert, aber
die Pferde waren auch in der Show sehr gut bei
mir.
W: Wie sah deine Strategie im Finale aus?
EE: Ich bin auf volles Risiko gegangen und bin
alles geritten, was man aus den Pferden herausholen
konnte.
W: Wo lagen eure besonderen Stärken?
EE: Mit Legends Diamond Doc habe ich in den
Stops zweimal plus 1 gescort, die waren wirklich
sehr gut. Das war auch das, was es am Ende
rausgerissen hat. Die Spins waren nicht so gut.
W: Wen hast du als deine stärksten Konkurrenten
gesehen?
EE: Als stärkste Konkurrenten schon den Grischa
Ludwig und Nico Hörmann, das waren
meine Favoriten. Auch Oliver Stein hatte zwei
Pferde im Finale und kann immer gut scoren.
W: Wie fandest du die Rahmenbedingungen auf
den German Open?
EE: Gut, das war alles ganz gut. Was es etwas
schwierig macht auf solchen Veranstaltungen
ist, dass man doch sehr eingeengt ist
mit dem Abreitezeitraum, den die Reiner in der
Showarena bekommen. Zum Beispiel habe ich
eins von meinen Pferden im Vorlauf der Deutschen
Meisterschaft vorgestellt, ohne vorher mit
ihm in der Showarena gewesen zu sein. Ich war
in der Nacht vorher angereist, da gab es einen
Zeitraum von zwei Stunden zum Abreiten. Ich
bin alleine gekommen, musste mein Pferd alleine
satteln und trocken reiten – da kann man
halt nur ein Pferd reiten in den zwei Stunden.
Das Abreiten in der Abreitehalle war echt okay,
die war auch recht groß, aber man muss einfach
auch mal in die Arena gehen können, um
sie den Pferden zu zeigen. Meinen Pferden hat
das nichts direkt ausgemacht, aber bei anderen
Pferden macht das sehr viel aus.
Also, die Zeiträume zum Abreiten sind zu knapp
gewesen. Wobei es aber auf Messeveranstaltungen
immer so ist – da gibt es halt noch viele
andere Disziplinen. Das ist verständlich, aber
macht es schwieriger.
Was aber sehr gut gewesen ist: In der Abreitehalle
war genau der gleiche Boden wie in der
Showarena, das ist sehr positiv aufgefallen, weil
das auf fast keiner Veranstaltung in Deutschland
der Fall ist. Das ist sehr gut für die Pferde,
die sich darauf einstellen können.
W: Stell doch kurz einmal deine Pferde vor, mit
denen du in Bad Salzufl en erfolgreich warst.
Fangen wir an mit dem Siegerpferd, Legends
Diamond Doc.
EE: Ja, Legends Diamond Doc ist ein Hengst
im Besitz von Paul Kratschmer. Das Pferd ist
meines Wissens von Alexander Ripperausgebildet worden, und teilweise auch von
Paul Kratschmer selbst. Ich habe es Anfang 2006
bekommen und ihn in Holland zum ersten Mal
in einer Bronze Trophy vorgestellt, auch schon
relativ erfolgreich mit 144,5. In Kreuth haben
wir die Quali zur Deutschen Meisterschaft gewonnen.
W: Also hast du das Pferd gezielt für die Deutsche
Meisterschaft trainiert?
EE: Anfangs noch nicht. Da dachten wir, mal
gucken, wo wir überhaupt stehen und wie wir
miteinander klar kommen. Paul Kratschmer hatte
mir das Pferd eigentlich Anfang des Jahres
gegeben für die CRIs, für die Weltreiterspiele.
Dann bin ich ein CRI Anfang des Jahres gegangen,
aber da waren wir noch nicht genug
aufeinander eingestellt. Ich hatte das Pferd ein
oder zwei Monate geritten, und konnte noch
nicht die Leistung abrufen, die ich Mitte oder
Ende des Jahres abrufen konnte. Ich denke, das
wir einfach ein besseres Team geworden sind.
W: Kannst du für die „Insider“ noch kurz etwas
zur Abstammung sagen.
EE: Oh, da muss ich nachgucken. Das ist nicht
so spektakulär, deswegen habe ich das nicht
im Kopf. Moment (geht nachschauen). Vater
ist The Major Legend von Major Bonanza, die
Mutter heißt Be A Diamond Doc von Docs Go
Diamond.
W: Aber Snapper Glo Bar, dein zweites Pferd,
hat einen berühmten Vater.
EE: Ja, das ist ein Snapper Cal Bar-Sohn aus der
Mox Sandhill Glo, von Mr. Joe Glo. Das Pferd ist
im Besitz von Regina und Dieter Wulf. Er ist ein
siebenjähriger Hengst, den ich letztes Jahr zum
Teil schon geshowt habe. Mit ihm habe ich die
Quali für die Deutsche Meisterschaft auf der
Jomm Ranch gewonnen und hab ihn dann im
Prinzip erst zwei Wochen vor Bad Salzufl en wieder
angefangen zu reiten.
W: Trotzdem wart ihr
auf den Punkt vorbereitet.
Toll. Wie sieht
es denn mit nächstem
Jahr aus?
Möchtest du den
Titel verteidigen?
EE: Das probieren wir schon, auf jeden Fall!
(lacht)
W: Und welche Pläne hast du für das weitere
Turnierjahr 2007?
EE: Ich möchte Legends Diamond Doc in Leipzig
in der FN-Klasse wieder vorstellen. Und Snapper
Glo Bar in Bremen, ebenfalls in der FN-Reining,
aber auch in der Bronze-Trophy.
W: Also haben die CRIs einen hohen Stellenwert
für dich?
EE: Das ist wirklich wichtig geworden. Über die
Weltreiterspiele, die Kaderqualifi kationen und
das Reining Masters... Ich bin letztes Jahr erst
einmal ein CRI gegangen, weil ich da die Pferde
noch nicht hatte. Dieses Jahr ist es eher so, dass
ich mehrere gute Pferde habe.
W: Hast du den Erfolg des vergangenen Jahres
an der Anzahl der Trainingspferde schon gemerkt?
Wie viele Pferde hast du momentan in
deiner Obhut?
EE: Im Schnitt haben wir gerade um die 20
Trainingspferde. Vor einem Jahr waren es
noch zwei gewesen. Das
ist also schon angezogen.
W: Wo liegt denn deine „Schallgrenze“?
EE: Eine richtige Grenze gibt es da eigentlich
nicht. Man muss halt gucken, inwiefern man
Leute einstellen oder Kapazitäten erweitern
würde, um weitere Pferde zu versorgen. Aber
als Trainer ist man immer daran interessiert,
möglichst viele zu haben, um sich einfach eine
größere Selektion leisten zu können und wirklich
gute Pferde vorzustellen. Wir sind da schon
sehr ambitioniert und tun viel dafür.
W: Wie schafft ihr momentan dieses Pensum?
EE: Meine Frau Anita ist für Handling, Fütterung
etc. zuständig, bei Ausbildung und Reiten hilft
mein Bruder Elias als Co-Trainer.
W: Seit wann seid ihr auf der Anlage in Windeck
und wie sehen eure Perspektiven aus?
EE: Wir sind seit vier Jahren hier in Windeck und
wollen uns Stück für Stück weiter entwickeln.
Nachdem wir schon etliche Sanierungsmaßnahmen
hier getroffen haben, steht nun die Verlängerung
der Reithalle auf 20 x 60 Meter an, und
auch der Bau des 50 x 100 Meter großen Reitplatzes
ist wichtig für unsere Ausbildung und
eine bessere Qualität der Arbeit. Weitere Boxen
werden auch gebaut.
W: Ich habe viele Pferde bei euch auf den Paddocks
stehen sehen, ist es wichtig für euch, dass
die Pferde täglich draußen stehen können?
EE: Ja, die Trainingspferde genauso wie Zuchtstuten,
Fohlen und die Jährlingsherde. Auch die
Hengste kommen auf die Koppel. Wir geben uns
auf jeden Fall Mühe, dass auch die Trainingspferde
zumindest zeitweise jeden Tag oder jeden
zweiten Tag draußen stehen können.
W: Wann und wie bist du überhaupt
ans Reiten gekommen?
EE: Wir hatten früher einer Wiese bei uns hinterm
Haus, da haben meine Eltern irgendwann
gesagt: ‚Okay, da stellen wir ein Pony hin für die
Kinder.’ Da fi ngen wir an zu reiten. Wie Kinder
so sind, mit Ausritten und so.
W: Und wann kam das Westernreiten
ins Spiel?
Die Reithalle mit angrenzendem Stalltrakt ist
gleichzeitig Mittelpunkt der Anlage.
Paddocks und Offenställe sorgen dafür, dass die
Pferde auch im Winter draußen stehen können.
Zum Westernreiten bin ich eigentlich erst
später gekommen. Das war sogar von der Schule
aus, dass ich ein Jahr nach England oder
Amerika gehen sollte, um Englisch sprechen zu
lernen. Da dachten wir, wir könnten vielleicht
auf eine Ranch gehen, wo man anpacken kann.
So bin ich zum Westernreiten gekommen, und
dann auch gleich zu Reining, ich hab eigentlich
kein anderes Reiten so wirklich vorher gemacht.
Das war mit 16 Jahren, da war ich drei Monate
bei Jeff Kasten.
W: Wie kam es, dass du im Reining-Stall
von Kastens gelandet bist?
EE: Wir kannten die Familie Leckebusch und
wussten, die importieren Pferde aus Amerika
und haben vielleicht Connections dahin. Wir
haben gefragt, ob sie nicht eine Anlage kennen,
wo ich hingehen könnte um ein bisschen
zu reiten und englisch zu lernen. So bin ich zu
Kastens gekommen.
W: ... und hast Reining kennen und
schätzen gelernt?
EE: Da hat es mir soviel Spaß gemacht – nicht
nur das Reiten, auch in der Familie - da kam ich
natürlich automatisch zum Reining Reiten. Mit
18 bin ich noch einmal für 6 Monate dorthin
gegangen.
W: Wie verlief deine weitere reiterliche
Ausbildung?
EE: Nach der Schule bin ich knapp zweieinhalb
Jahre nach Italien zu Markus Schöpfer gegangen.
Außerdem bin ich schon immer regelmäßig
alle Jahre zum Zuschauen zur Futurity nach
Oklahoma gefahren. Dann war da einmal Craig
Schmersal, den wir einfach gefragt haben, ob
wir zum Arbeiten kommen können. Ich und ein
Freund von mir. Und er hat gesagt: „Ihr könnt
kommen!“ Ein Jahr lang war ich dort.
W: Zweieinhalb Jahre bei Markus Schöpfer –
das ist sehr lang ...
EE: ... wir waren einfach ein gutes Team.
Wenn man merkt, man kommt miteinander klar,
man lernt was und kommt voran in der Ausbildung
– dann macht man das einfach gerne.
W: Wer hat dich denn von deinen
Ausbildern am meisten geprägt?
EE: Wahrscheinlich Craig Schmersal. Aber der
ganze Ausbildungsweg ist wichtig. Ich hätte
wohl nie bei Craig Schmersal so gut einsteigen
können, wo die Selektion der Angestellten
schon ziemlich hart ist. Man muss relativ gut
reiten, um dort als Co-Trainer zum Zuge zu
kommen, das habe ich mir alles bei Markus aneignen
können – das war sehr wichtig und eine
tolle Zeit. Aber am Ende bin ich am meisten vorwärts
gekommen bei Craig Schmersal.
W: Würdest du Craig Schmersal als dein
reiterliches Vorbild bezeichnen?
EE: Ich habe eigentlich kein direktes Vorbild.
Mir gefällt Andrea Fappani stilistisch noch besser
als Craig Schmersal. Wobei man die Leute
kennt und Stärken und Schwächen einzuordnen
weiß. Craig Schmersal ist ein unwahrscheinlich
starker Showreiter, vielleicht besser als Fappani,
vielleicht aber ein nicht ganz so begabter Trainer.
Aber ich würde sagen, dass mir der Stil von
Fappani besser gefällt.
W: Eine letzte Frage: Was ist für dich
Horsemanship?
EE: Horsemanship ist für mich der gute Umgang
mit dem Pferd, also im Prinzip das komplette
Drumherum. Dass das Pferd einmal gut
versorgt und untergebracht ist, gut ausgebildet
wird und man sich gut um es kümmert, und
dass man halt sieht was es hat, ob es krank
oder gesund ist. Das ist meiner Meinung nach
Horsemanship.