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Ohne Nachwuchs keine Zukunft: Wo sind die jugendlichen Reiter im AQHA-Sport geblieben?
 
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Noch bis zum 15. Juni 2022 können sich interessierte Trainer auf die Position des DQHA Bundestrainers bewerben (siehe hier), der neben den Amateuren die Jugendlichen für den European Team Cup und den Youth World Cup betreuen soll und die Sichtungstermine sowie „Trainings- und Organisationstermine“ durchführen soll.

In den Bewerbungsgesprächen sollte sich die DQHA allerdings darauf vorbereiten, die Frage beantworten zu müssen, welche Jugendlichen eigentlich betreut werden sollen, denn der Auftakt der AQHA-/ DQHA-Turniersaison 2022 zeigt, daß dem Sport der zweibeinige Nachwuchs ausgegangen ist.

Das dokumentieren leider eindrucksvoll und regionsübergreifend die Starterzahlen der ersten Turniere:

Nordrhein-Westfalen:
AQHA No Glitter Show, Lindlar

Größte Klassen in der zweitgrößten DQHA-Regionalgruppe waren die Youth Ranch Riding (3 Starter) und Youth Western Horsemanship (2), in Showmanship und Pleasure startet jeweils nur eine Pferd-/Reiterkombination, der Youth Trail fällt mangels Nachfrage aus.

AQHA Hausgrund Show
Erstmals seit Jahren findet in NRW ein AQHA-Turnier ohne Jugendreiter statt.


Nord:
AQHA 2fach Show Spring Break Up, Wenden

Klassische Disziplinen wie Youth W. Pleasure oder Youth Hunter Under Saddle fallen mangels Starter ganz aus, in den Klassen Youth Trail, Youth W. Horsemanship und Youth Ranch Riding startet jeweils nur eine Pferd-/Reiterkombination (Ergebnisse hier)

AQHA 4fach Show Ride Of America
Auf der einzigen Vierfach-Show ausserhalb von Bayern werden die Jugendlichen zwar kostenlos verpflegt, aber viel brauchen sie nicht: Mit einem Starter in der Youth W. Pleasure und keinem Start im Youth Trail sind nur wenig junge Reiter in Wenden zu sehen (siehe hier).


Baden-Württemberg:
AQHA Birkenhof Classic, Schwaikheim

Das einzige AQHA-Turnier in der dreittgrößten DQHA-Regionalgruppe in diesem Jahr hat nicht einen einzigen Start in einer Youth-Klasse.

Bayern:
AQHA/ VWB Bavarian Spring Classic 2022, Kreuth

Auch die größten Turniere in Deutschland, die Golden Series in Kreuth, verzeichnen deutlich kleinere, internationale Starterfelder in den Jugendklassen. Größte Klasse war die AQHA Youth Horsemanship mit immerhin acht Reitern, in der Showmanship traten nur noch drei Starter an.
Für die Bay. Meisterschaft sind derzeit im AQHA Youth Trail sowie in der Horsemanship jeweils zwei Nennungen, in der W. Pleasure hingegen kein Starter (siehe hier)

Quarter Horse-Europameisterschaft 2022, Kreuth
Das einzige Turnier mit gut gefüllten Jugendklassen - aber weniger als die Hälfte der Reiter kommen aus Deutschland.



Damit rauscht der AQHA-Jugendsport in Deutschland nahezu ungebremst in einen neuen Lowpoint, in den vergangenen zehn Jahren gingen 70% aller AQHA-Jugendstarts verloren.




Ist der demografische Wandel in Deutschland schuld an dieser Entwicklung?

Natürlich bleibt der Westernreitsport vom demografischen Wandel nicht verschont. Jede zweite Person in Deutschland ist heute älter als 45 und jede fünfte Person älter als 66 Jahre. Aber Tatsache ist auch: Seit 2012 steigen die Geburtenzahlen wieder, nachdem sie zehn Jahre lang auf einem Niveau von rd. 680.000 Geburten pro Jahr verharrte.

(Statistik: Anzahl der Geburten in Deutschland von 1991 bis 2021 | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista)

Ergo: Grundsätzlich nimmt die Anzahl der am Reitsport interessierten Jugendlichen nicht ab, der Reitsport muss sich aber heute viel mehr um die Gunst dieser Jugendlichen bemühen als früher. Das bestätigt auch eine Studie von horsefuturepanel (siehe hier).

Das hat die FN vor Jahren bereits erkannt und in einem "Strategiepapier Allgemeine Jugendarbeit" strukturierte Ziele fomuliert. Lobbyarbeit, Vernetzung, Bereitstellung von (finanziellen und personellen) Ressourcen sowie die Entwicklung und Umsetzung von Angeboten stehen auf der Agenda des Projektes. Schon jetzt sagen zwölf der 16 FN-Landesverbände, dass es Veränderungen in positiver Richtung gegeben hat, bei der großen Mehrheit wird die Jugendarbeit auch weiterhin an Bedeutung gewinnen (siehe hier).

Denn trotz beeinträchtigender Rahmenbedingungen durch konkurrierende Freizeitangebote oder steigende schulische Zeitanforderungen haben Jugendliche ein höheres Zeitkontingent als Erwachsene. So beträgt der Anteil der Reiter im klassischen Reitsport unter 21 Jahren ca. 75%, trotz demographischer Entwicklung und allen anderen, immer wieder genannten Widrigkeiten.


Nachhaltige Jugendarbeit funktioniert nur verbandsübergreifend

Ohne Nachwuchs keine Zukunft - diese Maxime fixiert die Wichtigkeit von Jugendförderung im Reitsport. Zwar hat die EWU vor einigen Jahren mit den Bundesjugend-Camps oder den Mannschafts-Meisterschaften auf Bundesebene konkrete Angebote zur Förderung der Jugend etabliert, die zur Stabilisierung der Jugendstarts auf den Turnieren beitrugen, aber auch hier zeigen sich deutliche Tendenzen, die die Zusammenlegung von Jugendklassen (LK1-3) etc. notwendig machen.
Die NRHA Germany bietet Mitte Juni ein Jugendcamp in Kreuth an, der PHCG sucht an diesem Wochenende auf der BayernPaint das Team für die Youth World Games 2022, die Royal Bavarian Cutters e.V. wollten im April im 1. RBC Youth Camp jugendliche Reiter für den Cuttingsport interessieren.

So buhlen alle Verbände isoliert voneinander um dasselbe knappe und kostbare Gut – den jugendlichen Nachwuchs.

Cleverer wäre es doch, verbandsübergreifend die Jugendarbeit gemeinsam in den Regionen zu gestalten. Trainingswochenenden mit Trainern vor Ort, Landeskader mit Jugendlichen aus allen Verbänden und gemeinsame Jugendmeisterschaften würden den Nachwuchs an den Westernreitsport insgesamt heranführen, die Verbände könnten ihre finanziellen Mittel dazu poolen und Fördermittel und Unterstützungsleistungen für entsprechende Aktivitäten beantragen und gemeinsam von guten Ideen profitieren.

Und nicht zu vergessen – so würden die Verbände den ehrenamtlichen Nachwuchs werben, denn auch die Zukunft des Ehrenamtes ist überall ein drängendes Problem.


Mehr dazu

2015: Existenzgefährdend: Der Jugendschwund im AQHA-Sport hält weiter an/ 45% weniger Starts seit 2012
Nachwuchssorgen im Westernreitsport: Österreichische Verbände bieten Gratistrainings an, DQHA will Youth Days etablieren
2014: Rekordtief: Wo sind die jugendlichen Reiter im AQHA-Sport geblieben?





Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,
z.B. Pat Faitz, Sylvia Katschker und Sylvia Jäckle für den Bereich AQHA.
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