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Jetzt sind die Gedanken ja frei und Out-of-the-box-Denken ist
angesichts der derzeitigen Situation der DQHA (Sport, Zucht, Futurity,
Finanzen etc.) durchaus angebracht. Aber sollten nicht nur diese
Worte so gefallen sein, sondern darüber hinaus im DQHA-Vorstand
auch der feste Wille existieren, die Stallion Service Auction,
immerhin seit 1984 das älteste und größte private Zucht-Förderprogramm
für Westernpferde, zu beerdigen, dann müssen sich die DQHA-Mitglieder
und darunter vor allem die Quarter Horse-Züchter fragen, weshalb
sie DQHA-Mitglied sind, wenn die DQHA ihr letztes Alleinstellungsmerkmal
verlöre.
Das Konzept der DQHA SSA, als Einstieg in die DQHA Futurity, ist
seit 1984 relativ simpel: Ein Hengstbesitzer zahlt seinen Hengst
in das SSA-Programm ein und erwirbt damit für dessen Nachkommen
zehn Jahre lang die Startberechtigung für die DQHA Futurity und
Maturity, sowohl auf der Hauptveranstaltung Q wie auch auf den
Regiofuturitys.
Seit 2011 müssen die Fohlen zusätzlich selbst nominiert, also
in die Futurity einbezahlt werden, um teilnehmen zu können. Ähnliche Programme haben die NRHA Germany (Stallion Service Programm SSP) oder der PHCG (Select Stallion
Service Programm SSSP).
Das eingezahlte Geld bzw. der Erlös der versteigerten Decksprünge
wird als Preisgeld an die Nachkommen der SSA-Hengste ausgeschüttet,
davon 10% an die Züchter. Bislang wurden über 2 Millionen
Euro ausgezahlt.
Zuchtförderung ist nicht gleich Jungpferdeförderung
Offensichtlich ist es aber noch zu simpel, wenn Vorstände offensichtlich
vergessen, dass der zentrale Unterschied zwischen einem Zucht-
und einem Sportverband die Zuchtförderung ist, während Sportverbände
vor allem das Ergebnis der Zucht im Fokus haben, nämlich die (Jung-)
Pferde.
Der Vergleich eines Zuchtförderprogramms wie der DQHA SSA und
Futurity z.B. mit einem Nachwuchsförderprogramm wie dem EWU-Jungpferdeprogramm
hinkt daher ein einigen Stellen:
1) Die DQHA Stallion Service Auction fördert die Zucht, die
DQHA Futurity im Anschluß daran die Nachwuchspferde
In der Stallion Service Auction kommen ausschließlich die Züchter,
also die Hengstbesitzer einerseits und Stutenbesitzer andererseits,
zusammen. Damit ist die SSA ganz konkret eine Initiative zur Förderung
der Zucht, nicht der Jungpferde. Ein Jungpferdeprogramm wie die
EWU hat die DQHA bereits seit 1983 – sie heisst Futurity/ Maturity.
2) Das EWU-Jungpferdeprogramm belohnt nicht die Züchter
Nun mag man über die Preisgeldsummen diskutieren, wenn man
heutzutage die DQHA Futurity mit dem EWU Jungpferdeprogramm vergleicht,
aber ein zentraler Unterschied bleibt: Während 10% der Preisgeldern
der DQHA Futurity fest an die Züchter der teilnehmenden Quarter
Horses ausgeschüttet werden, verteilt das EWU Jungpferdeprogramm
das Preisgeld an die Nominierenden der Jungpferde - das müssen
nicht zwangsläufig die Züchter der Pferde sein.
3) Ein Wegfall der SSA wird die Teilnahme an der Futurity
deutlich teurer machen
Die grösste Quelle für die Preisgelder der Futuritys sind die
Einnahmen aus der Stallion Service Auction. Wer die SSA also streichen
will, muss gleichzeitig die Nominierungsgebühren für die Pferde
massiv anheben und damit die Teilnahme der Jungpferde an der Futurity
und den Regiofuturitys.
Müssen Züchter dann wohlmöglich für Fohlen keine 25 EUR mehr,
sondern 200 EUR oder mehr Nominierungsgebühren zahlen?
4) Ohne die Stallion Service Auction wird die DQHA ein Sportverband
wie jeder andere auch
Die DQHA ist der älteste deutsche Zuchtverband für Quarter Horses,
bei dem die Züchter das letzte Wort haben. Ob es also der Wunsch
der Hengsthalter ist, in Zukunft auf die Möglichkeiten einer SSA
zu verzichten, und ob die Züchter bereit sind, in Zukunft deutlich
höhere Einzahlungsgebühren für ihre Jungpferde zu zahlen, kann
und wird nur eine Mitgliederversammlung entscheiden.
Stallion Service Auction: So wenig Hengste wie vor über
30 Jahren
Unbestritten ist, das die DQHA Stallion Service Auction dringend
einer Überarbeitung bedarf: Seit einigen Jahren sind die Hengstzahlen
deutlich rückläufig und liegen mit derzeit 49 Hengsten wenige
Tage vor der Live Auction auf dem niedrigsten Stand seit über
30 Jahren, mit allen Konsequenzen für die (Regio-) Futuritys (Nachkommen, Starter, Preisgelder) in den kommenden
Jahren.
Stand: 07.10.2022/
Live Auction am 15.10.2022
Ein Grund für das
abflachende Interesse an der DQHA SSA ist sicherlich die seit einigen
Jahren quasi stillgelegte Promotion für dieses Zucht-Förderprogramm:
In 50 von 52 Wochen im Jahr ist von der DQHA Stallion Service Auction
nichts zu sehen, die Vermarktung der teilnehmenden Hengste
ist kaum wahrnehmbar. Selbst der SSA-Hengstkatalog aus dem Jahr 2021 "steht
leider aktuell nicht zur Verfügung" (siehe hier), die Auktionsseite ging
erst vor wenigen Tagen online (siehe hier). Die bewusste Ehrung eines Futurity Champions im letzten Jahr,
dessen Vater gar nicht in die DQHA SSA einbezahlt war, erhöht das Vertrauen in das Programm nicht im Mindesten (siehe hier).
Schon hier läge seit Langem ungenutztes Potential, das in früheren
Jahren wie selbstverständlich gehoben wurde und weder Quantenphysik noch Raketenwissenschaft darstellt. Aber wissen Sie noch,
was ein "DQHA SSA Platinum Hengst" ist (Auflösung
hier) oder wieviel Geld ein DQHA All-Time Leading Sire oder
All-Time Leading Breeder bereits verdienen konnte mit der DQHA Futurity
(Auflösung
hier)?
Wer sich als Präsident also jetzt in den Verdacht bringt, das Herzstück
der DQHA nach vierzig Jahren Bestand offen zur Disposition zu stellen,
sollte seine Fachleute besser schlüssige Konzepte liefern lassen
und sich selber fragen lassen müssen, wessen Geistes Kind solche
Gedanken eigentlich sind - und ob solche Ideen nicht besser in einem
Sportverband aufgehoben wären.
Übrigens: Die erste DQHA Futurity mit 17 gemeldeten Fohlen fand
bereits 1983 in Aachen statt, und seitdem nur mit zwei Unterbrechungen
(2004/2005 und 2013 jeweils in Kreuth). Dass der derzeitige DQHA-Vorstand
also leichtfertig Aachen mit Kreuth getauscht hat und dafür nun
die geringsten Starterzahlen seit vielen Jahren hat, war vor diesem
Hintergrund problemlos vorhersehbar (siehe
hier).
Behauptungen jedoch, mit dem Umzug nach Kreuth hätte der derzeitige
DQHA-Vorstand sich dem Mitgliederwillen gebeugt, kann man getrost
als Märchen abhaken.
Aber das ist eine andere Geschichte, davon später….
Mehr Infos
DQHA Futurity
https://www.dqha.de/futurity/so-funktionierts/
EWU Jungpferdeprogramm
https://ewu-bund.com/jungpferdprogramm/
Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,
z.B. Pat Faitz, Sylvia Katschker und Sylvia Jäckle für den
Bereich AQHA.
Zum
wittelsbuerger.com-Expertenforum gelangen Sie hier.
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