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DQHA Stallion Service Auction & Futurity:
Ist Europas ältestes Zuchtförderprogramm „Bullshit“?

 
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Das hat er nicht wirklich gesagt, oder doch? Die Einzahlung von Hengsten wie bei der DQHA SSA sei „Bullshit“, soll DQHA-Präsident Stephan Göb vor kurzem in einer Videokonferenz gesagt haben, er strebe eher ein Einzahlungsprogramm wie bei der EWU oder anderen Verbänden an, um die Futurity zu „attraktivieren“. Davon berichten Teilnehmer eines Zoom-Meetings.

Wenige Tage später sind weitere Aussagen von Göb in Aschaffenburg nicht geeignet, mögliche Zweifel an seinen Aussagen auszuräumen, denn dort soll er das Gesagte in einer anderen Runde wiederholt haben.

 



Jetzt sind die Gedanken ja frei und Out-of-the-box-Denken ist angesichts der derzeitigen Situation der DQHA (Sport, Zucht, Futurity, Finanzen etc.) durchaus angebracht. Aber sollten nicht nur diese Worte so gefallen sein, sondern darüber hinaus im DQHA-Vorstand auch der feste Wille existieren, die Stallion Service Auction, immerhin seit 1984 das älteste und größte private Zucht-Förderprogramm für Westernpferde, zu beerdigen, dann müssen sich die DQHA-Mitglieder und darunter vor allem die Quarter Horse-Züchter fragen, weshalb sie DQHA-Mitglied sind, wenn die DQHA ihr letztes Alleinstellungsmerkmal verlöre.

Das Konzept der DQHA SSA, als Einstieg in die DQHA Futurity, ist seit 1984 relativ simpel: Ein Hengstbesitzer zahlt seinen Hengst in das SSA-Programm ein und erwirbt damit für dessen Nachkommen zehn Jahre lang die Startberechtigung für die DQHA Futurity und Maturity, sowohl auf der Hauptveranstaltung Q wie auch auf den Regiofuturitys.
Seit 2011 müssen die Fohlen zusätzlich selbst nominiert, also in die Futurity einbezahlt werden, um teilnehmen zu können. Ähnliche Programme haben die NRHA Germany (Stallion Service Programm SSP) oder der PHCG (Select Stallion Service Programm SSSP).
Das eingezahlte Geld bzw. der Erlös der versteigerten Decksprünge wird als Preisgeld an die Nachkommen der SSA-Hengste ausgeschüttet, davon 10% an die Züchter. Bislang wurden über 2 Millionen Euro ausgezahlt.


Zuchtförderung ist nicht gleich Jungpferdeförderung

Offensichtlich ist es aber noch zu simpel, wenn Vorstände offensichtlich vergessen, dass der zentrale Unterschied zwischen einem Zucht- und einem Sportverband die Zuchtförderung ist, während Sportverbände vor allem das Ergebnis der Zucht im Fokus haben, nämlich die (Jung-) Pferde.

Der Vergleich eines Zuchtförderprogramms wie der DQHA SSA und Futurity z.B. mit einem Nachwuchsförderprogramm wie dem EWU-Jungpferdeprogramm hinkt daher ein einigen Stellen:

1) Die DQHA Stallion Service Auction fördert die Zucht, die DQHA Futurity im Anschluß daran die Nachwuchspferde
In der Stallion Service Auction kommen ausschließlich die Züchter, also die Hengstbesitzer einerseits und Stutenbesitzer andererseits, zusammen. Damit ist die SSA ganz konkret eine Initiative zur Förderung der Zucht, nicht der Jungpferde. Ein Jungpferdeprogramm wie die EWU hat die DQHA bereits seit 1983 – sie heisst Futurity/ Maturity.

2) Das EWU-Jungpferdeprogramm belohnt nicht die Züchter
Nun mag man über die Preisgeldsummen diskutieren, wenn man heutzutage die DQHA Futurity mit dem EWU Jungpferdeprogramm vergleicht, aber ein zentraler Unterschied bleibt: Während 10% der Preisgeldern der DQHA Futurity fest an die Züchter der teilnehmenden Quarter Horses ausgeschüttet werden, verteilt das EWU Jungpferdeprogramm das Preisgeld an die Nominierenden der Jungpferde - das müssen nicht zwangsläufig die Züchter der Pferde sein.

3) Ein Wegfall der SSA wird die Teilnahme an der Futurity deutlich teurer machen
Die grösste Quelle für die Preisgelder der Futuritys sind die Einnahmen aus der Stallion Service Auction. Wer die SSA also streichen will, muss gleichzeitig die Nominierungsgebühren für die Pferde massiv anheben und damit die Teilnahme der Jungpferde an der Futurity und den Regiofuturitys.
Müssen Züchter dann wohlmöglich für Fohlen keine 25 EUR mehr, sondern 200 EUR oder mehr Nominierungsgebühren zahlen?

4) Ohne die Stallion Service Auction wird die DQHA ein Sportverband wie jeder andere auch
Die DQHA ist der älteste deutsche Zuchtverband für Quarter Horses, bei dem die Züchter das letzte Wort haben. Ob es also der Wunsch der Hengsthalter ist, in Zukunft auf die Möglichkeiten einer SSA zu verzichten, und ob die Züchter bereit sind, in Zukunft deutlich höhere Einzahlungsgebühren für ihre Jungpferde zu zahlen, kann und wird nur eine Mitgliederversammlung entscheiden.


Stallion Service Auction: So wenig Hengste wie vor über 30 Jahren

Unbestritten ist, das die DQHA Stallion Service Auction dringend einer Überarbeitung bedarf: Seit einigen Jahren sind die Hengstzahlen deutlich rückläufig und liegen mit derzeit 49 Hengsten wenige Tage vor der Live Auction auf dem niedrigsten Stand seit über 30 Jahren, mit allen Konsequenzen für die (Regio-) Futuritys (Nachkommen, Starter, Preisgelder) in den kommenden Jahren.


Stand: 07.10.2022/ Live Auction am 15.10.2022

Ein Grund für das abflachende Interesse an der DQHA SSA ist sicherlich die seit einigen Jahren quasi stillgelegte Promotion für dieses Zucht-Förderprogramm: In 50 von 52 Wochen im Jahr ist von der DQHA Stallion Service Auction nichts zu sehen, die Vermarktung der teilnehmenden Hengste ist kaum wahrnehmbar. Selbst der SSA-Hengstkatalog aus dem Jahr 2021 "steht leider aktuell nicht zur Verfügung" (siehe hier), die Auktionsseite ging erst vor wenigen Tagen online (siehe hier). Die bewusste Ehrung eines Futurity Champions im letzten Jahr, dessen Vater gar nicht in die DQHA SSA einbezahlt war, erhöht das Vertrauen in das Programm nicht im Mindesten (siehe hier).

Schon hier läge seit Langem ungenutztes Potential, das in früheren Jahren wie selbstverständlich gehoben wurde und weder Quantenphysik noch Raketenwissenschaft darstellt. Aber wissen Sie noch, was ein "DQHA SSA Platinum Hengst" ist (Auflösung hier) oder wieviel Geld ein DQHA All-Time Leading Sire oder All-Time Leading Breeder bereits verdienen konnte mit der DQHA Futurity (Auflösung hier)?

Wer sich als Präsident also jetzt in den Verdacht bringt, das Herzstück der DQHA nach vierzig Jahren Bestand offen zur Disposition zu stellen, sollte seine Fachleute besser schlüssige Konzepte liefern lassen und sich selber fragen lassen müssen, wessen Geistes Kind solche Gedanken eigentlich sind - und ob solche Ideen nicht besser in einem Sportverband aufgehoben wären.

Übrigens: Die erste DQHA Futurity mit 17 gemeldeten Fohlen fand bereits 1983 in Aachen statt, und seitdem nur mit zwei Unterbrechungen (2004/2005 und 2013 jeweils in Kreuth). Dass der derzeitige DQHA-Vorstand also leichtfertig Aachen mit Kreuth getauscht hat und dafür nun die geringsten Starterzahlen seit vielen Jahren hat, war vor diesem Hintergrund problemlos vorhersehbar (siehe hier).

Behauptungen jedoch, mit dem Umzug nach Kreuth hätte der derzeitige DQHA-Vorstand sich dem Mitgliederwillen gebeugt, kann man getrost als Märchen abhaken.
Aber das ist eine andere Geschichte, davon später….




Mehr Infos

DQHA Futurity
https://www.dqha.de/futurity/so-funktionierts/

EWU Jungpferdeprogramm
https://ewu-bund.com/jungpferdprogramm/


 






Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,
z.B. Pat Faitz, Sylvia Katschker und Sylvia Jäckle für den Bereich AQHA.
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